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Eine trennende Verbindung

„Der Kaiser wollte einen Kanal!“ Sein Wille war im Jahr 1887 im autoritär regierten Kaiserreich ein Befehl. Wofür der Kanal jedoch gebaut wurde, war anfangs nie ganz klar. Für den Handel? Für einen zukünftigen Krieg? Für den Ruhm Wilhelms II?
Mit Schaufeln hoben Männer aus ganz Europa das Kanalbett aus. Auch Menschen der Region waren unter den Arbeitern. Foto: Dorfmuseum

Sicher ist, dass Sehestedt – der einzige Ort, der durch den Bau zwei Teile geteilt wurde – und seine Bewohner bei der Planung und dem Bau des Kanals nie gefragt wurden. Kommunale Beteiligung, Umweltschutz, Bürgerinitiativen oder der Wille der Betroffenen spielten in der autoritär verwalteten preußischen Provinz damals (noch) keine Rolle.

Heute ist der Kanal die am stärksten befahrene künstliche Wasserstraße der Welt, eine wichtige Handelsstraße. Sehestedt lebt jetzt zwar vom touristischen Reiz des Kanals. Die Zerstörung des alten Ortskernes stellt jedoch große Herausforderungen an die Gemeinde, etwa bei der Gas-, Wasser- und Internetversorgung. Die durch den Kanal zerstörte Einheit des Ortes muss daher immer wieder neugestaltet werden.